Neue Landschaftlichkeit - Mattern und Hammerbacher
Tagung/Perspektive-Landschaft 27.-28.11.2004 TU
Berlin
Matternismus und Kleinuniversum
- Wie Hermann Mattern das Bild schaffte und Herta
Hammerbacher das Wesen erklärte -
Jeong-Hi Go
Kurzfassung
Der im Titel dieses Vortrages verwendete Begriff der “Neuen Landschaftlichkeit” ist durch den Versuch entstanden, das Wesen, aber
auch die Gestalt des landschaftlichen Gartens moeglichst explizit zu
beschreiben. Der landschaftliche Garten hier bezieht sich spezifisch auf den
landschaftlich bestimmten, frei geformten Gartenstil, der sich in den 30er
Jahren herausbildete und die deutsche Gartengestaltung bis in die 60er Jahre
hinein geprägt hat.
Der
Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher wird zugeschrieben, nach
einer architektonisch formal dominierten Zeit diesen neuen Gartenstil
entwickelt zu haben. Dieser Stil ist auch als der Bornimer Stil bekannt.
Zu erwähnen ist,
dass seit der Jahrhundertwende eine intensiv geführte öffentliche Diskussion um
neues Gartenkonzept vorangegangen ist, und dass z, B. der Naturgarten Willy
Langes, sowie der unorthodoxe Garten Berthold Körtings, die expressionistischen
Versuche Otto Valentiens und Gustav Allingers den Weg zum neuen landschftlichen
Garten vorbereitet hatten.
Aus einem völlig
neuen Umgang Hermann Matterns mit der Landschaft ist der Matterns Stil, der sogenannte Matternismus
hervorgegangen. Der Matternismus, der den Kern der Neuen Landschaftlichkeit
darstellt, zeichnet sich dadurch aus, dass mit dem architektonischen
Gestaltungsmittel landschaftliche Räume geschaffen wurden, ohne auf die
Landschaft bezwingend zu wirken. Von nun an wurde der Garten als Raum
verstanden, nicht mehr als Flächen, die durch Linien aufgeteilt werden können. Die
Pflanzen bekamen ein eigenes Leben und Identität, wurden als Raumbildende Elemente,
keine blosse Zierde, verwendet.
Die Synthese
zwischen Garten-Architektur, Boden, Stein und reich überquellender Pflanzenwelt
ist das charkteristische Bild der Neuen Landschaftlichkeit.
Die
Einzigartigkeit des intensiven und unmittelbaren Zusammentreffens der beiden
Wirkungsebenen, - des Pflanzenzüchters und der Gartenarchitekten in einem
Entwurfsbüro muß diese Entwicklung befördert haben.
Herta
Hammerbacher, die sich wie kein anderer mit dem Wesen der Neuen
Landschaftlichkeit auseinander setzte, entwickelte eine Reihe von Theorien und
philosophischen Grundlagen dazu.
Sie knüpfte die
Entwicklung des landschaftlichen Gartenstils im 20. Jahrhundert direkt an die
Tradition des englischen Landschaftsgartens an, insbesondere die Formgebung in
Gärten und die Zusammenhänge, dass der Garten ein Ort ist, in dem der Mensch
mit der Natur in Verbindung tritt. Der Unterschied aber läge darin, dass im 20.
Jahrhundert nicht nur der schöne Schein, sonern vielmehr Gesetzmäßigkeiten und
innere Zusammenhänge der Natur und Landschaft an Bedeutung gewinnen sollen.
Der
Wirkungsbereich der Neuen Landschaftlichkeit konzentrierte sich gemäss der
damaligen gesellschaftswirtschaftlichen Situation überwiegend in Hausgärten,
während der Landschaftsgarten vergangener Epoche über viel grössere Räume
verfügte. Der Konflikt zwischen Architekten und Gartenarchitekten war
unvermeidbar, woraus der Gedanke der Einheit zwischen Haus und Garten entstand.
Die Vertreter der Neuen Landschaftlichkeit gewannen die landschaftsverbundene
Architektur nun als wichtige Partnerin.
Die
gestalterische Merkmale der Neuen Landschaftlichkeit lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
1.
Die charakteristische, leicht
schlängelnde Wegeführung als ein neues Gesetz der Gartengestaltung wird
eingeführt, um die Gartenräume zusammenzubinden.
2.
Durch Bodenbewegung und Pflanzung werden
Räume gebildet.
3.
„Garten der sieben Jahreszeiten“ wird das
Schlüsselwort zum Neuen Garten
Bedeutsam ist der
politische Hintergrund, vor dem der landschaftliche Garten bzw. Neue
Landschaftlichkeit sich entwickelt hat. Es ist ein Mythos zu glauben, dass es
im Nationalsozialismus der architektionische, repräsentative Garten offiziell
anerkannt wurde. Die neue Landschaftlichkeit wurde aufgrund der konzeptionellen
Nähe zum sogenannten bodenständigen Garten,
aber auch aufgrund der personellen Verflechtungen im Nationalsozialismus
nicht nur ungestört weiterentwickelt, er erfuhr gar europaweite Anerkennung. Er
überdauerte den gesellschaftspolitischen Umbruch nach dem zweiten Weltkrieg,
indem die Protagonisten der Neuen Landschaftlichkeit die fachliche Führung in
der Nachkriegszeit bis Ende der 60er Jahre innehatten.
Auch wenn Mattern
und Hammerbacher die gleiche Auffassung zur Neuen Landschaftlichkeit waren,
gehen die äusseren Erschienungsbilder ihrer Gärten doch auseinander.
Hammerbachers Garten
ist als Stätte der metaphysischen Eingebundenheit zur Natur und zum Ursprung
konzipiert, statisch, in sich ruhend, während der Garten Matterns sich fortbewegt
und dynamisch pulsiert.
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